background

Ausflug ins Distanzreiten

oder 
1.Hülser Bruch Distanz 2005

Der VDD (Verein Deutscher Distanzreiter und –fahrer) veranstaltete am 14.08.2005 die 1. Hülser Bruch Distanz (30, 42 oder 60 km). Da dieser Ritt in nicht allzu großer Entfernung von Duisburg stattfand, hatte ich direkt Interesse an einer Teilnahme an der 30 km-Distanz. Heike zögerte noch wegen der eventuellen Hitze und der vielen Bremsen im Hochsommer, und Corinna war sich nicht sicher, ob das etwas für ihren Dabur ist, aber schließlich haben wir uns doch genannt und fieberten einem gemeinsamen Start entgegen, obwohl wir doch recht unterschiedliche Pferde ritten – Corinna ihren bereits 18-jährigen AV-Wallach Dabur (152 cm), Heike ihre 9-jährige Rheinländerstute Gaudea Montana (156 cm) und ich meine 13-jährige Island-Welsh-Stute Davina (137 cm). 

Unser erstes Distanzwochenende fing bereits am Samstagabend mit einer Rittvorbesprechung an. Vorher bauten wir schon unsere Paddocks für den nächsten Tag auf. Ausgestattet mit unseren Check- sowie zwei Streckenkarten fuhren wir dann heim und aßen artig unsere Teller leer – die Wettervorhersage für den Folgetag sah nämlich alles andere als gut aus... 

Der Sonntag kam und brachte bereits in der Nacht sinnflutartige Regenfälle mit sich. Als ich um 6 Uhr in der Früh unsere Pferde fütterte, goss es wie aus Kübeln und die erste Garnitur Regenbekleidung war durchnässt (die ultradichte, neu imprägnierte Garnitur sparte ich mir natürlich für den Ritt auf). Ein Hoffnungsfunke entflammte, als in den Nachrichten für die zweite Tageshälfte besseres Wetter vorhergesagt wurde – erst einmal sah es allerdings nicht danach aus. 

Um kurz vor halb 10 kam ich mit Davina an der großen Paddockwiese an – vielmehr an das, was davon übrig geblieben war. PKW´s hatten hier nach den Regenfluten keinerlei Chance mehr – wir schlinderten mehr als wir fuhren (die Einfahrt ging nicht nur scharf rechts rein, sondern auch noch etwas bergauf) – der Boden war wie Schmierseife. Wieder einmal mehr war ich froh um des Geländewagens und meine Zuglast war mit Davina auch nicht sooo gewaltig. Endlich angekommen durfte Davina zunächst neben Montana und Dabur, die sie ja mittlerweile von Veranstaltungen her kennt, in ihren Paddock, um kurz darauf auch schon zur Voruntersuchung zu gehen. War das alles spannend... ! 

Die Voruntersuchung beinhaltete zunächst die Pulsmessung (36 Schläge/Minute – das war niedrig für uns.), die Messung der Atmung (12/Min.) sowie einen Rund-um-Check (Gurt-/Sattellage, Beine, Hufe, Schleimhaut- und Hautfaltentest) und ein Vortraben. Alles im „goldenen“ Bereich – überall ein „A“ *freu*. 

Kaum hatten wir die Untersuchung hinter uns gebracht, fing es schon wieder leicht an zu regnen – gerade noch rechtzeitig konnten wir unseren Pferden die Regendecken auflegen, da fing es dann auch an wie aus Kübeln zu gießen, die Blitze und Donner bleiben jetzt mal unerwähnt... ;-) . Da hockten wir dann zu dritt in Heikes Pferdeanhänger und lachten mal wieder um den Umstand, dass wir bei unserer Nennung eher an 30 Grad und Bremsen gedacht hatten. Hochsommer in Deutschland.... 

Aber der Wettergott war auf unserer Seite und pünktlich um 12.10 Uhr (= Startzeit) schien die Sonne und wir ritten beherzt und voller Spannung los. 

Tempo 6 war von uns gefordert. Leider lagen uns dreien keinerlei Erfahrungswerte vor wie schnell wir auf 30 km reiten müssen, um Tempo 6 an den Tag zu legen. Wir nahmen uns also vor, überall zu traben, wo es der Boden erlaubte. Schöner Vorsatz... Schnell hörten wir regelmäßig hinter uns das Traben der anderen – alle anderen Teilnehmer schienen auf jeden Fall schon einmal schneller zu reiten als wir, obwohl wir doch noch auf der Straße waren *wunder*staun*. Dennoch trabten wir erst los als Heike ordentlich nachgegurtet hatte (im Stand natürlich *g* - wir hatten ja 4 Stunden Zeit ) und der Weg besser wurde. Huch... dann wollte mein Pferdchen aber auch hochmotiviert los – nix mit ruhigem Trab – schnell ging es im Trab den Hügel hinunter (Heike: „ Hey – Du wolltest doch langsam traben“) – ging ja nicht, dass sämtliche Pferde uns überholten und Davina hinten blieb. (Zumindest Davina schien zu diesem Zeitpunkt bereits zu wissen, auf was wir uns da eingelassen hatten!) 

Wir waren also hochmotiviert, suchten aber schnell wieder Wege zum Traben – irgendwie war erst einmal nur Straße angesagt und grober Schotter, worauf meine zwei Barhufer-Begleiter doch Probleme hatten. Wir nutzten aber schon sämtliche Seitenstreifen etc., um schneller zu werden und als wir dann nach einigen steinigen Feldwegen endlich auch im Wald ankamen, wurde bis kurz vor der Pause nur noch getrabt. 

Endlich hatten wir dann in 1 Stunde und 50 Minuten die ersten 14 km hinter uns gebracht – puh... das würde knapp werden mit der Zeit... 

Kaum standen wir bereit zum Pulsmessen, wurde mein Pferd völlig unruhig und schrie herum (wie ich später feststellte, war sie rossig und rief wohl ihre vier Jungs, die Zuhause geblieben waren) – trotzdem hatten wir Glück und lagen trotz der Unruhe mit 60 Pulschlägen/Minute noch im Rahmen. Dann ging’s zum Vortraben – alles o.k. – alles „A´s“ *freu*freu*. 

In die Pause eingeritten waren wir um 14 Uhr, raus durften wir alle drei wieder um 14.20 Uhr. Jetzt lagen noch einmal 16 km vor uns inklusive „Radar-Kontrolle“ (einer unangekündigten Kontrolle der Pulswerte, in die man mit max. 72 Puls hereinreiten muss, um direkt weiter zu können). 

Der Gedanke an die Radar-Kontrolle stoppte immer wieder unser Tempo („Da kommt jemand – Schritt!“), so dass wir eigentlich mal wieder langsamer waren als wir denn eigentlich wollten. Ungefähr in der Mitte des Rückweges wurden wir dann sozusagen erlöst und konnten endlich die Kontrolle hinter uns bringen. Davina hatte einen Puls von 64 und auch meine beiden Mitreiter lagen unter 72 Schlägen, so dass wir direkt weiter durften. (Es sei unerwähnt, dass wir mal wieder wertvolle Zeit verplemperten, indem wir unsere Pferde bei den Wassereimern noch einmal überzeugen wollten, etwas zu trinken ;-).

So – jetzt hatten wir Zeitdruck und ätzende Wege :-( ! Heike versuchte sich für kurze Zeit im Joggen, was sie aber erwartungsgemäß nicht so lange durchhielt *hihi* - es blieb uns also nichts anderes übrig, als über steinige Wege zu traben oder wegen der Zeit aus der Wertung zu fliegen. Wir entschieden uns für ersteres und trabten quasi alles... und – kamen ca. 5 Minuten vor Ablauf unserer Zeit ins Ziel! 

Obwohl wir zum Schluss wirklich nur noch getrabt sind und vor Zieleinlauf sehr wenig Schritt gegangen sind, lag Davinas Puls bei 64 Schlägen/Minute. Jetzt hieß es absatteln und Pferd pflegen, um nach 20 Minuten wieder zum Pulsmessen zu erscheinen – 44 Schläge/Minute. Sehr zufriedenstellend! Jetzt hatten wir 2 Stunden Zeit bis zur Nachuntersuchung, die unsere Pferde im Paddock mit Heufressen, leckeren Möhren und Dösen zubrachten, während wir uns kurz am Imbiss stärkten. Dann die Nachuntersuchung – der Puls lag immer noch bei 44, die Atmung bei 12 – Kreislauf war okay – Rücken-, Sattel- und Gurtlage ebenfalls ohne Befund, Gesamteindruck prächtig, Vortraben auch okay. Laut Chef-Tierärztin würde „das Püppchen“ ohne weiteres die Startfreigabe für die nächsten 30 km erhalten. (Zum Glück hat Davina das nicht verstanden !) 

Wie alles an diesem Wochenende fing dann auch die Siegerehrung mit Verzögerung an. Begonnen wurde mit 60 km Kleinpferde, 60 km Großpferde, 42 km...., ...., dann endlich der Einführungsritt über 30 km. Zwei waren außer Wertung und obwohl wir wegen unserer Zeit (die meisten brauchten 3 – 3,1 Stunden für diesen Ritt!) mit dem letzten Platz rechneten, ist es dann doch der vorletzte – Platz 11 – geworden. Ich war aber völlig zufrieden mit meinem Stütchen, denn wir hatten unser Ziel (= in der Wertung zu sein, gute Messwerte zu haben und am Ende für den nächsten Ritt reittauglich) voll erreicht. 

Als dann auch Heike (Platz 37) und Corinna (Platz 38 von 42; 4 außer Wertung) ihre Schleifen und Plaketten erhalten haben, ging es flott zu den Pferden und ab nach Hause. 

Fazit: 
Der Ritt war eine tolle Überprüfung der Kondition von Reiter & Pferd und super-spannend. Die Wege waren leider außer den Reitwegen recht hart, steinig, uneben – Barhufer hatten echte Probleme. 

So 1 x im Jahr ist ein Distanzritt für mich und Davina recht nett – ansonsten reiten wir dann doch lieber etwas langsamer und gesittet durch die Gegend ;-) . 

Britta Nehrenheim & Davina

 

Nachtrag vom 25.08.2005:

Danke auch an meine Mitreiter Heike & Corinna! Wir waren eine super Truppe mit super Laune!
Bis jetzt die schönste und aufregendste Veranstaltung 2005!
Nehmt mich ja zum nächsten Distanzritt in 2006 wieder mit!