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Grüne See Distanz

am 18./19.06.2010 
Strecke: 61 km 

Stanke2010

Unser Tag fing bereits am Freitag ziemlich turbulent an.

Nachdem ich ja nun endlich den richtigen Wagen MIT Anhängerkupplung zuhause vor der Tür stehen hatte, fing ich an, den Wagen einzuräumen. Gegen 13.45 Uhr ca. machte ich mich auf den Weg zum Stall. Dort wurde ich schon sehnsüchtig von meiner Reitbeteiligung und Jana erwartet. 

Die Mutter von meiner Reitbeteiligung hat uns noch einen Nudelsalat mit Schnitzelchen gemacht, eine Kanne Kaffee gekocht und Milch und Zucker mit eingepackt; dazu noch eine Melone und Getränke. Jana hat sich noch die Mühe gemacht und uns einen leckeren Kuchen gebacken! Der war auch ruck zuck verputzt. Wir wussten bis dahin nämlich noch nicht, dass wir ein kleines Leckermäulchen dabei hatten!! 

Nun holten wir Wirbelwind aus der Box und machten ihn transportfertig. Ich füllten die Heunetze während Jana und meine Reitbeteilung versuchten, ihn auf den Hänger zu packen. Er weigerte sich standhaft. Die Heunetze brachte ich im Hänger an, schnappte mir gleich eine Longe und eine kleine Gerte und stiefelte mit einem überzeugenden Gesichtsaudruck auf Wirbel zu. Er sah nur die Longe und Gerte in meiner Hand und wählte den Weg des geringsten Widerstandes, nämlich den in den Hänger HIHIHI. Klappe zu und los ging die Fahrt. 

Ich war schon ein wenig Nervös vor der Hängerfahrt. Aber es hat super geklappt! Nachdem ich auf der Autobahn war, fiel mir schon der erste Felsbrocken vom Herzen und meine Reitbeteiligung fing auch gleich an, den Kuchen von Jana zu futtern. Man kann die Kleine reinhauen… Bis zum Ziel war bereits das halbe Backblech leer. 

Meine Reitbeteiligung hatte einen portablen DVD-Player mit DVB-T dabei. So konnten wir auf der Fahrt das Deutschland Spiel verfolgen! Das heißt… ich natürlich nicht! Aber ich konnte ja den Sprecher hören und wusste so auch immer Bescheid, was passiert ist. 

Nach etwa 2 Stunden Fahrt sind wir endlich in Melle angekommen. Ich rief meine Reitkollegin an und auch sie war bereits am Ziel und bog nur wenige Sekunden später ebenfalls auf das große Feld ein, dicht gefolgt von den letzten beiden Pferden und dem Wohnwagengespann. Das war ja ein Timing! Alle 4 Gespanne aus unterschiedlichen Gegenden und unterschiedlicher Startzeit kamen zeitgleich an. 

Wir diskutierten wie schon im Jahr zuvor mit dem Platzwart, der uns zwar die Paddocks nebeneinander aufstellen lies, aber die Gespanne trennen wollte. Nach locker 30 Minuten bekamen wir unseren Willen und bauten alles nebeneinander auf. Wirbelwind holte ich zuvor schon raus, weil er wieder ziemlich geschwitzt im Hänger stand. Meine Reitbeteiligung ging mit ihm über die Wiese spazieren, damit er sich beruhigte und trocken wurde. 

Als alles aufgebaut war und alle Sachen an der richtigen Stelle standen, machten wir uns auf zur Meldestelle. Wir kamen schnell dran und konnten uns nun ein wenig ausruhen. Etwa gegen 18.30 Uhr rum muss das gewesen sein, als wir uns entschlossen zur Voruntersuchung zu gehen. Diese hat offenbar noch nicht angefangen, aber lt. Ausschreibung musste es ja gleich losgehen. 

Wie wir an Ort und Stelle erfuhren, waren die Tierärzte noch gar nicht da. Ein Notfall ist dazwischen gekommen und so konnte es noch etwas dauern. Wir blieben stehen und warteten. Die Schlage wurde nämlich immer länger und die Chance, sonst nicht mehr dran zu kommen, immer größer. 

Nach guten 2 Stunden des Wartens traf auch endlich eine Tierärztin ein. Wir kamen dann nach langen Warten auch endlich dran. Wirbel wurde genau unter die Lupe genommen. Sehnen wurden kontrolliert, Atmung, Darmgeräusche, sogar die Eisen wurden kontrolliert, ob die locker sind. Den Rücken hat sie auch recht kräftig abgedrückt. Wirbel zeigte nur minimale Reaktion. Auch hat sie getestet, ob er den Rücken aufwölbt. Dabei trat Wirbel jedoch nach ihr. Kleine Zicke der… 

Zum Schluss musste er vorgetrabt werden. Das wollte meine Reitbeteiligung übernehmen. Sie hat es gut gemacht! Glücklich und erleichtert gingen wir zum Platz zurück. Wir fütterten die Pferde, saßen noch kurz zusammen und fielen dann mehr oder weniger tot in unsere "Betten". 

Samstagmorgen um 5 Uhr ging der Wecker! Ich quälte mich aus den Federn, es war ziemlich kalt und ich war noch recht müde, aber noch mehr war ich aufgeregt. Da ich morgens recht schnell fit bin, machte ich mich direkt fertig und fütterte Wirbelwind. Die anderen beiden folgten auch gleich und wir machten uns fertig und gingen zum Frühstück!! 

Um 6.30 Uhr machten wir uns auf, um die Pferde zu putzen, satteln, Ausrüstung in die Trossfahrzeuge packen und ab in den Sattel zum Warmreiten. 

Der Startschuss viel um 7.30 Uhr. Wir ritten im Schritt los. Um die Ecke auf die Straße, wo auch die Voruntersuchung stattgefunden hatte. Und kaum waren wir 200 m geritten, stockten die Pferde an dem Haus, was den Vorgarten mit Flatterband abgesperrt hatte. Die Pferde wollten absolut nicht vorbei! Na das fing ja schon gut an! Die nächsten Starter kamen gerade von hinten an. Wir ließen sie überholen und hefteten uns hinter sie. Nun klappte es. Wir mussten eine kleine Schleife reiten und dann zurück Richtung Start und kurz vor dem Haus links in einen Feldweg abbiegen. Schon ein paar 100 Meter weiter kam der nächste Pferdeschreck! Wir mussten wieder auf eine kleine Straße, wie durch ein kleines Dörfchen, an einem Bauernhof vorbei. Dort haben die Hofbesitzer gerade am Weg ein Feuerchen in einer Tonne oder so gemacht. Natürlich fanden die Pferde das ganz schrecklich und wollten keinen Meter weiter. Eine Reiterin stieg ab und führte die Stute vorbei. Wirbel im Schlepptau. Als wir auch da vorbei waren, ging es endlich weiter. 

Wir waren sehr flott unterwegs. Wirbel legte sich voll aufs Gebiss und wollte immer schneller! Ich musste mich echt anstrengen, um ihn auch nur annähernd bei einer Geschwindigkeit von 20-22 km/h zu halten, was mir eigentlich für den Anfang schon zu schnell war. 

Wir mussten ein Stück durch den Wald, bergab und wieder berghoch und ein kleines Stück Feldweg. Da sahen wir bereits die erste Kontrolle auf uns zukommen. Ich schaute auf die GPS Uhr…. 12 km. Viel zu früh. Wir parierten durch in den Schritt, aber die Pulswerte waren natürlich zu hoch. Aber was soll´s, die Pferde waren frisch, und wir waren ja eh zu schnell. Konnten uns so auch etwas Zeit lassen. Puls ging innerhalb von knapp 8 Min runter. Nicht ganz unschuldig daran, dass es doch immerhin noch 8 Minuten gedauert hat, war wohl auch der Hofhund, der natürlich ausgerechnet an dem Tag, vor dem Haus an einem Laufseil angebunden war. Er rannte in einer Tour auf und ab und war nur am Bellen! Das machte die ganze Sache natürlich nicht einfacher für alle Reiter. Aber die Hofbesitzer waren nett und freundlich, stellten uns Wasser zur Verfügung. Das macht nicht jeder!! 

Nach 8 Minuten konnten wir also wieder weiter. Nach ca. 15 km konnte ich Wirbel überzeugen, wenigstens bei Tempo 20-22 km/h zu bleiben, ohne noch mehr zu fordern. Ich konnte mich endlich mal im Sattel entspannen und die Zügel etwas nachgeben. Der Ritt ging nun etwas ruhiger weiter und die Pferde waren gut drauf. Die 2. Pulskontrolle kam bei km 22. Hier mussten wir auch absteigen, die Pferde wurden vom Tierarzt kontrolliert, und wir mussten vortraben. Alles bestens! Wir durften weiter! Wir gaben den Pferden jedoch ein paar Minuten, um vielleicht doch noch etwas zu trinken. 

Nach 32 km hatten wir die erste Runde in einer Zeit von 2 Stunden 15 geschafft. Wir waren echt schnell, und die Pferde waren noch fit und frisch. Pulswerte waren soweit ok. Ab zum Tierarzt, Zwischenkontrolle, vortraben, alles bestens! Wir konnten in die Pause. 

Wirbel hatte bisher noch keinen Schluck getrunken. Ich gab ihm Elektrolyte und kühlte ihn noch mal ab. Möhren und Äpfel hatte ich zu Hauff gekauft und bot ihm die an! Trinken wollte er dennoch nicht. 

Mit trockenen Decken ging es dann in die 2. und letzte Runde über 32 km. Wir mussten den gleichen Weg erneut reiten. Wieder an dem Haus mit dem Flatterband vorbei. Nur das diesmal auf dem Feld gegenüber, direkt am Weg eine riesige Ackermaschine im Einsatz war. Die Pferde wollten auch diesmal nicht vorbei. Wieder hefteten wir uns für dieses Stück an die nächsten, überholenden Pferde. Auch an den Schweinestall mussten wir wieder vorbei. Doch da sind unsere Pferde diesmal, wenn auch nur im Schritt, vorbei gegangen. 

Der Rest des Weges war kein Problem mehr. Nach wenigen Kilometern holten wir unser neues Teammitglied ein. Sie war kurz vor uns, in die 32 km Distanz gestartet. Ihr Pferd war sehr nervös. Wir ritten ein Stück zusammen. Sie musste vor, weil der "Kleine" so gedrängelt hatte und immer wieder vorstürmte. Aber da Wirbel ja nun gelernt hat, dass man auch hinter anderen Pferden laufen kann, war das für uns natürlich gar kein Problem. 

Vor der ersten Pulskontrolle bin ich abgestiegen. Die Pulswerte waren diesmal ok. Wir sind dennoch nicht sofort wieder auf die Strecke, sondern haben die Pferde erstmal trinken lassen und noch mal kurz mit dem Wasserschlauch gekühlt. Erst danach sind wir weiter geritten. 

Es war diesmal auch viel mehr los auf der Strecke. In der ersten Runde waren nur die 80er und 60er unterwegs. Jetzt nach der Pause kamen uns viele 30er und 45er entgegen. 

Unser neues Teammitglied war auch wieder dabei und hatte mittlerweile mächtig mit ihrem Wallach zu kämpfen. Er stieg und buckelte und rannte im vollen Galopp, dazu noch sehr nah an uns vorbei. An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich TIERISCH STOLZ auf meinen kleinen Wirbelwind bin! Obwohl der Schecke ganz nah an uns vorbei galoppiert ist und Wirbel sowas normal gar nicht ab kann und eigentlich immer anfängt zu steigen, buckeln und zu rennen, blieb er ruhig! Er lief unbeirrt sein Tempo weiter und zuckte nicht mal mit den Ohren. Auch als sie sich recht schnell von uns entfernte, kratzte ihn das nicht! 

Ein paar Kilometer weiter, etwa bei km 20 kurz vor der nächsten PA, erblickten wir sie erneut. Sie war mit ihrem Pferd wieder am kämpfen und stieg ab, versuchte das buckelnde, ja schon fast wild gewordene Pferd zu beruhigen. Aber nicht nur sie erweckte unsere Aufmerksamkeit! Auf dem Feld lag etwas auf dem Boden und einige Leute standen herum. Im ersten Moment dachten wir ein Pferd, doch dann erblickten wir einen Schimmel, der geführt wurde. Es war seine Reiterin, die aus dem Sattel gestürzt war. Helfer waren bereits da und auch der Krankenwagen und Pferdetransporter war auf dem Weg. Wir ritten langsam weiter 

Wenige Meter weiter kamen wir an der letzten Pulskontrolle an. Unsere Trosse standen schon bereit. Wir ließen die Pferde erst trinken und erzählten, was passiert war. Bevor wir in die Pulskontrolle rein konnten, mussten wir noch eine kleine Schleife reiten. Wir beschlossen, diese schnell hinter uns zu bringen und dann in Ruhe zu quatschen, während die Pferde trinken konnten und gemessen wurden. 

Nachdem die Runde geschafft war, wurden die Pferde direkt gemessen. Pulswerte waren top. Wirbel hat sich beruhigt und einen Puls von 52! JEP endlich, so kenn ich ihn! Die Pferde wurden getränkt, und wir tauschten Informationen mit unseren Trossern aus. Wir gönnten unseren Pferden eine kurze Verschnaufpause nach dem Pulsmessen, mussten noch vortraben und machten uns wieder auf den Weg in die letzten 10 km. 

Schon während wir noch in der Pulskontrolle standen, flog auch grade der Rettungshubschrauber über unseren Köpfen hinweg. Oh man, da schien ja doch etwas mehr passiert zu sein! Wenige Minuten weiter standen wir bereits wieder an der Unfallstelle. Eine Frau schickte uns ein Stück zurück, da der Rettungshubschrauber gerade wieder starten wollte. 

Wir drehten die Pferde, ritten bis zur Ecke hinter einer kleinen Hütte zurück und blieben dort stehen. Ich stieg vom Pferd ab und lies ihn ein wenig grasen. Es dauerte ein paar Minuten bis der Hubschrauber abhob und davon flog. In dieser Zeit sahen wir wie unser Neuzugang verzweifelt versuchte, ihr Pferd zu beruhigen und zu verladen. Keine Chance! Das Pferd war so aufgebracht, dass es sich nicht mal annähernd auf den Hänger verfrachten lies. Sie führte es den Weg hinunter zu einem Bauernhof wo er zunächst 15 Minuten in eine Box gestellt wurde und sich dann auch endlich beruhigte und verladen ließ. Sie hat den Ritt damit beendet. Schade, keine schöne Erfahrung auf dem ersten Ritt. 

 

Als der Hubschrauber abhob, blieben unsere Pferde ganz ruhig. Sie beachteten ihn nicht mal, geschweige denn dass sie sich von dem Lärm stören ließen. Wir konnten weiter. Die Frau, die uns zuvor anhielt, erklärte noch, dass wir eine Zeitgutschrift von 5 Minuten bekommen werden und bedankte sich, dass wir gewartet hatten. 

 

Wir ritten weiter. Es waren nur noch knapp 8 km. Wirbel wurde auf einmal richtig müde und triebig! Auf den letzten 3-4 km wurde er immer langsamer und parierte im Schritt durch. Ich lies ihn diese Pause auch und stieg auch selber ab, um ihn zu führen. War ja immerhin sein erster Ritt und das in einem, wenn auch ungewollten, aber enormen Tempo. Später stieg ich wieder auf und spornte ihn auf die letzten 2 km noch mal zum Trab an. 

 

Den Platz mit den Anhängern konnten wir bereits sehen und bogen nur wenige Meter weiter in die Zielgrade ab. Hand in Hand ritten wir durchs Ziel. Geschafft!! Es war ein recht turbulenter Ritt gewesen wie ich finde mit vielen unschönen Ereignissen. Aber wir haben auch diesen wieder mal gesund überstanden. 

 

Die Pferde wurden getränkt, gekühlt und in der Pulskontrolle vorgestellt. Wirbel hatte sehr schnell einen Puls von 52. Wir versorgten die Pferde und verstauten die Ausrüstung. Nun konnten wir uns auch ein paar Minuten hinsetzen. 

 

2 Stunden später konnten wir zur Nachuntersuchung. Der Tierarzt schaute sich die Pferde an, kontrollierte wieder alles ganz genau. Auch beim Vortraben lief er taktrein und klar. Wir hatten es geschafft und haben den Ritt erfolgreich in der Wertung abgeschlossen! 

 

Die Siegerehrung sollte um 18.30 Uhr anfangen. Wir beendeten den Ritt auf den vorletzten 13. Platz! Meine Reitkollegin bekam komischer Weise 5 Minuten Reitzeit mehr und war damit auf dem 14. Platz. Richtiger Weise müsste man sagen; wir sind beide auf dem letzten, 13. Platz!! 

 

Nach der Siegerehrung fingen wir an, die Pferde zu verladen und die Paddocks abzubauen. Um 20 Uhr machten wir uns auf den Rückweg. Um 22.15 Uhr sind wir gesund, aber doch ziemlich müde, im heimatlichen Stall angekommen. 

 

Es war ein schönes Wochenende mit einigen unschönen Ereignissen. Ich bin super stolz auf meinen kleinen Braunen. Er hat die Strecke von 61 km, nach einem halben Jahr Krankheitspause, ganz toll gemeistert.

Nicole Stanke