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Nordsee-Distanz vom 12.09.2009

MDR über 65 km

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Freitagmittag um 12 Uhr haben wir uns auf den Weg nach Hooksiel gemacht. Da Wirbelwind ja derzeit noch nicht fit ist, habe ich ihn vor meinem Urlaub gestrichen und die Stute meiner Freundin eingetragen. 

Nach ca. 3 Stunden Fahrt erreichten wir die Jade Rennbahn. Der Rest unserer Truppe und die Pferde waren noch nicht da. Es waren bisher nur eine Hand voll Gespanne angereist und so hatten wir noch freie Platzwahl. 

Wir reservierten uns direkt schon mal 3 Paddocks. So gegen 16/17 Uhr kam der Rest unserer Truppe. Wir bauten die Paddocks und Zelte auf, gingen zur Meldestelle und anschließend direkt zur Voruntersuchung. 

Eine unserer 3 Stuten hat die Voruntersuchung nach dem Vortraben nicht geschafft. Die andern beiden Stuten durften starten. Wir hatten einen gleitenden Start in der Zeit von 7.00 - 7.30 Uhr. 

opv7s4Früh morgens um 5 Uhr hieß es also aufstehen und Pferde füttern. Danach umziehen, fertig machen und schon mal was frühstücken gehen. Anschließend wurden die Pferde geputzt und gesattelt. Das ganze auch noch im Dunkeln. 

Wir ritten die Pferde ein paar Minuten warm, und ich musste noch auf mein Hemdchen mit der Startnummer warten. Um 7.15 Uhr fiel für uns der Startschuss. 

Die Strecke bestand aus 3 Runden: 

Die 1. Runde, in blau markiert, war einfach nur toll! 

Sie führte zunächst einen Reitweg entlang - immer nur geradeaus - keine Kurven, einfach nur geradeaus. Drei Fußgängerwege kreuzten den Weg. Am Ende mussten wir einen Parkplatz überqueren. Danach ging es querfeldein einen Trampelpfad entlang zur Schleuse hoch. Oben am Damm angekommen, trafen wir eine junge Frau, die wir am Vortag kennen gelernt hatten. Hinter ihr führten Wegmarkierungen nach links! Sie wies uns jedoch drauf hin, dass wir zunächst erst geradeaus müssten. 

Wir überquerten also die Schleuse/Brücke. Der Weg führte weiter über einen Wiesenweg an eine Art Waldrand entlang. Wieder ging die Strecke NUR GERADEAUS. Es war herrlich! Der Weg lud nur so zum Galoppieren ein. Doch wir hielten uns zurück und trabten den Weg entlang. 

Die Pferde waren gut drauf, und wir waren mit einem Tempo von 17 km/h unterwegs. Am Ende führte der Weg über eine kleine Schleife wieder zurück. Wieder den ganzen Weg immer nur geradeaus bis zur Schleuse. Nachdem wir die Schleuse überquerten, sahen wir links eine Straße entlang wieder die blauen Markierungen! Dieser folgten wir und gelangten wieder auf den langen Reitweg. Auch dieser lud nur so zum Galoppieren ein. 

Als wir am Parkplatz ankamen, schauten unsere Trosser uns ganz verwundert an und meinten nur:" Wieso kommt ihr von rechts?! Ihr hättet von links kommen müssen!" NEIN das kann nicht sein! Die Markierung ging eindeutig links und auf den alten Weg zurück!

"NEIN ihr müsst doch am Strand entlang, wart ihr denn am Strand?!"

NÖÖÖÖ *Schluck*

23iz6dlJa - was nun? Zurück?! So schön das ganze Stück ja auch war, aber es waren ein paar km. Wir lagen so gut in der Zeit und nun das! Meine Mitreiterin gestand mir später, dass sie da schon keine Lust mehr hatte und am liebsten aufgehört hätte. 

Okay, ich entschloss für uns beide, dass wir umkehrten und schauen würden, wo der Fehler lag. Wir galoppierten den Weg entlang. Auf dem Weg zurück zur Schleuse fiel uns beiden auf einmal die Begegnung mit der jungen Frau wieder ein! Na klar die Markierung hinter ihr. Auf dem Hinweg war sie nicht für uns gedacht, aber auf dem Rückweg hätten wir dort entlang gemusst. Nun gut, so wussten wir wenigstens, wo es lang ging. 

Die Runde führte nun vor der Schleuse die Straße runter und einige Km am Strand entlang. Zunächst zierten unsere Pferde sich, den Sandboden zu betreten. Es war Ebbe, so dass wir zum Glück nicht unmittelbar neben dem Wasser her mussten. Es war nämlich vorgeschrieben, dass wir NICHT auf dem feinen Sandstrand und NICHT im Watt reiten durften, Nur auf dem festen Sandboden dazwischen. Ein wenig verbogen und immer ein Auge auf das GEFÄHRLICHE WATT trabten und galoppierten wir den Strand entlang. Zum Glück trafen wir unterwegs einen anderen Reiter, der die Strecke offenbar kannte oder sich seiner Sache zumindest sehr sicher war. Denn am Strand entlang gab es keine Markierungen mehr. Erst kurz bevor es wieder zur Straße hoch ging. Das hätte leicht für Verwirrung sorgen können. Auch waren die Pferde ruhiger und lauffreudiger als ein sicheres Pferd vor ihnen lief. 

Wir hatten es geschafft. Die erste Runde lag nun mit offiziell 16 km hinter uns. Durch unseren Umweg hatten wir 12 km mehr zurückgelegt. 

 

Es ging kurz zur Pulskontrolle und dann in die 2. Runde: 

Diese war gelb markiert und eigentlich total einfach, aber nicht gerade schön zu reiten. Und zwar mussten wir einen Deich entlang. Rechts von uns ging es steil bergauf und links von uns nur Wiesen und Felder! Rechts und links Schafe und Kühe im Wechsel. Beides stand eigentlich auf der NO GO Liste der BesiTzer meiner Stute, die ich ritt. ABER zu unserem Erstaunen störten sich die Pferde kein bisschen an den zu groß geratenen Wollknäuel. Die Umgebung an sich war sehr schön, jedoch führte uns die Route ausschließlich über asphaltierte Wege. 

Auch hier ging es NUR GERADEAUS! Die Strecke war ebenfalls 16 km lang. Etwa zur Hälfte der Strecke kam eine recht große Wiese, über die wir reiten durften. Die Pferde fielen sofort in den Galopp und wollten laufen. Anschließend ging es den Deich hinauf und am kleinen Segelhafen vorbei. Auch hier warteten unsere Trosser auf uns und versorgten die Pferde und uns mit Wasser. 

Ein Stückchen weiter kam die erste Radarfalle. Die Pferde hatten gute Pulswerte, wenn auch durch die ungewohnten neuen Eindrücke höher als normal. Wir durften also sofort weiter. Nun war erst einmal ende mit traben. 

enn von nun an ging es am Deich entlang. Rechts von uns ging es steil bergab zum Wasser und links von uns schräg zur Wiese hoch, auf der wir jedoch nicht reiten durften. 

Wir befanden uns mitten auf einer Fußgängerpromenade mit einer Menge Menschen, Kinder, Kinderwagen usw. Das fanden die Pferde mehr als nur gruselig! Nach jedem Trabschritt stoppten sie wieder und wollten nicht weiter traben. So ging das dann einige km weiter. Am Ende ging es noch ein kleines Stück den Strand entlang zum Wendepunkt und den ganzen Weg wieder zurück! Am Strand war es auch recht gefährlich! Die Leute liefen im Weg, Kinder saßen auf dem Stück, wo wir ja nur reiten durften. 

Da die Pferde nun wussten, dass es wieder zurückging, konnten wir diesmal auch den kompletten Damm entlang traben. 

Nach insgesamt 32 gerittenen km waren wir also wieder an der Rennbahn angekommen und hatten nun erstmal 40 min. Pause. Die Pferde wurden versorgt, und wir mussten die Pferde vortraben. Nachdem alles ok war, konnten wir dann erst einmal zum Platz zurück 

Unsere Motivation war zwischenzeitlich doch recht weit im Keller. Durch unseren kleinen Umweg und dem ganzen Schritt reiten hatten wir locker 1 ½ Std verloren. Daran konnten wir nichts mehr ändern! Nun waren wir eh letzter. Wir wollten schauen, dass wir in der erlaubten Zeit bleiben, die Pferde gut über die Strecke brachten und vor allem aber, dass der Spaß dabei nicht zu kurz kam. Da waren wir uns einig!! 

Wir fassten neuen Mut und starteten in die 3. und letzte Runde von 28 km durch.

Die Strecke war pink markiert und führte anfangs über die 1. Runde. Wir mussten den kompletten Weg zur Schleuse noch einmal reiten, über die Schleuse hinweg, an dem Waldstück vorbei bis zum Wendepunkt. Und genau hier mussten wir nun aufpassen! Denn genau hier mussten wir am Ende geradeaus in eine extra Schleife, bevor wir dann die Schleife zurück reiten konnten. Aber das war kein Problem, denn an der Stelle sind wir in der 1.Runde schon angekommen und haben die Markierungen für die "pinke Runde" bereits gesehen. 

Wir folgten der Markierung und kamen ein Stück Landstraße entlang. Unser Grundtempo im Trab war durchgehend 17 km/h. An der Landstraße angekommen, standen zunächst unsere Trosser und warteten schon auf uns. 

Ab hier ging es wieder NUR NOCH asphaltierte Wege entlang. Und als wäre das nicht schon schlimm genug. NEIN wir mussten an einer Mülldeponie vorbei. Die Pferde wollten einfach nicht weiter in die Richtung. Es ging zögernd im Schritt voran. An Trab war gar nicht zu denken. Es war schrecklich. 

Zudem hörten wir immer ein dumpfes, aber lautes Klopfen! Es hörte sich zunächst an, als käme es von der Mülldeponie. Aber je weiter wir den Bogen herum kamen, umso lauter und deutlicher war zu erkennen, dass es sich um Schüsse handelte. Wir liefen praktisch gradewegs auf eine Schießanlage zu. Na super, mit jedem Schritt wurden die Pferde unsicherer. Unmittelbar vor der Schießanlage knickte der Weg ab und führte daran vorbei über einen Bahnübergang! Doch auch hier ging es nur im Schritt voran! Überall standen Windräder auf den Feldern. 

Wir hatten absolut keine Lust mehr. Am liebsten hätten wir aufgehört. Mir taten meine Beine schrecklich weh. Diese Druckstellen überall, die Schmerzen im Knie.... 

Aber wir sprachen uns gegenseitig immer wieder Mut zu. Als wir die Schleife nun endlich geschafft hatten, und die Pferde merkten, dass es wieder zurückging, war es auf einmal kein Thema mehr, dass sie Trabten! Teilweise unsicher, aber sie trabten. Wir sahen zu, dass wir Land gewannen und zurück auf die Landstraße kamen. Dort warteten unsere Trosser schon sehnsüchtig auf uns. Die Pferde waren mächtig durstig und tranken gierig. Auf dieser kleinen Schleife verloren wir erneut eine Menge Zeit - locker 30 Minuten oder mehr. 

Nachdem wir nun endlich wieder den Waldrand erreichten und der lange Wiesenweg vor uns war, schauten wir uns an und waren uns einig. Die Pferde schienen unsere Gedanken lesen zu können und galoppierten los. Kurz vor Ende des Wiesenweges parierten wir kurz durch. Ich brauchte eine kurze Verschnaufpause. Wir gingen 1-2 Minuten im Schritt und dann ging es im Galopp weiter. 

Oben an der Schleuse angekommen, wurde die Brücke gerade hoch gezogen, und wir mussten warten! Der Mann, der die Zeit stoppte und aufschrieb, meinte, dass es nun locker 10 Minuten dauern würde. Wir stiegen ab und ließen die Pferde grasen. Nach insgesamt 16 Minuten konnten wir weiter. Der nette Mann half mir wieder in den Sattel. Mit dem baumlosen Sattel kommt man ja ohne Aufsteighilfe nicht mehr hoch. 

Und weiter ging es im Trab bis wir den Reitweg erreichten. Diesmal mussten wir uns hinter der Schleuse links halten und denselben Weg zurück reiten, den wir gekommen sind. 

Wir ließen die Pferde wieder im ruhigen, gleichmäßigen Galopp laufen. Auch hier musste ich erneut eine kurze Verschnaufpause von 1-2 Minuten einlegen, bevor es dann im Galopp weiter ging. Am Ende des Reitweges kam der Parkplatz und eine Straße. Wir bogen in die Straße ein und rechts ab auf die Rennbahn. Auch hier gaben wir die Zügel frei und galoppierten bis kurz vors Ziel. Kurz vorher parierten wir durch und trabten langsam ins Ziel. 

1zx8wehDie Pferde waren gut drauf. Der Puls ging recht schnell runter und so konnten wir nach nur wenigen Minuten zum Pulsmessen und anschließend zurück zum Platz. Wir versorgten die Pferde, wuschen die Beine ab, Tränkten und fütterten sie. Danach ließen wir uns in die Stühle fallen und waren einfach nur fertig. 

Als die Nachuntersuchung abgeschlossen war, wurden die Pferde verladen und konnten den Rücktransport antreten. Wir mussten ja noch auf die Siegerehrung warten. Um 19 Uhr war es soweit und die Siegerehrung fing an. 

Wir hatten insgesamt 75 km hinter uns. Aufgrund der GPS Uhr konnten wir sowohl die Laufgeschwindigkeit permanent überprüfen, als auch die Km der Strecke. 

Die Reitzeit betrug ca. 6 Std 30 Minuten. Die Strecke bestand aus 50% Asphalt. Durch das ganze Schritt reiten und unserem Umweg haben wir unendlich viel Zeit verloren. Letztendlich haben unsere Pferde das einfach nur toll gemeistert und gut überstanden! 

Bei mir sieht das ein wenig anders aus. Die mittlerweile 6 Wochen Reitpause machen sich bemerkbar! Sowohl während des Rittes, dass mir die Puste ausging, als auch im Nachhinein in Form von Muskelkater. 

Nicole Stanke

 

 

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